Jeder, der einmal versucht hat zu erklären, was in John Irvings Büchern >passiert<, ist wohl gescheitert. Das ist Teil ihrer Qualität. (Holger Kreitling / Die Welt, Berlin
Dieses Zitat passt wohl ganz gut zu Irvings Werken und speziell zu diesem. Die Handlung dreht sich um den Protagonisten Bill(y) (William) Abbott (Dean) und dessen Willen zu erfahren, wer er eigentlich ist. Dabei begegnet er einigen Personen, die ihn prägen und macht sehr viele Erfahrungen in sexueller Hinsicht, die er dann in seinen Romanen manifestiert.
Die Person der Miss Frost (eine Transgender) hat mich sehr an Roberta Muldoon in ‚Garp und wie er die Welt sah‘ erinnert. Im Gegensatz zu ‚Bis ich dich finde‘ ist die Suche nach dem Vater eher in den Hintergrund gerückt, obwohl dieser, ganz Irving-like, während der Erziehung von Billy quasi nicht vorhanden ist. Dafür gibt’s einen Stiefvater, in den sich der junge William verliebt und den seine Mutter heiratet.
Aber vor allem interessieren den jungen Bill Miss Forst, die eben eine ältere Transgender ist und ein Ringer namens Jacques Kittredge, in den nicht nur er, sondern auch Bills (beste) Freundin Elaine verknallt ist. Mit Elaine experimentiert Billy herum und sie ziehen später sogar mal in eine gemeinsame Wohnung.
Ein ganzes Kapitel im Roman ist auch Wien gewidmet und die deutsche Sprache wird immer wieder erwähnt. Auch Spanien und Amsterdam sind beliebte Drehorte des neuesten Werks von John Irving, der als Autor seine LeserInnen oftmals persönlich mit „Sie“ anspricht und sogar Buchtipps gibt. Darunter etwa ‚Große Erwartungen‘ von Dickens oder García Lorcas ‚Bluthochzeit‘ und ‚Bernarda Albas Haus‘ oder ‚Giovannis Zimmer‘ von James Baldwin.
Ein sehr großer Roman, der nicht nur durch die Seitenanzahl von 736 wuchtig wirkt, sondern auch beim Inhalt nicht sparsam mit gewaltigen Themen umgeht. Homosexualität, das Aids-Aufkommen und -Sterben, Transgender – diese Gebiete werden von Irving mit Theater (viel von Ibsen) untermalt und auf die Bühne gebracht. Und ein Hauptdarsteller, der manchmal etwas naiv und passiv wirkt (er antwortet sehr oft mit der kurzen Interjektion ‚Oh‘), obwohl er der ‚Aktive‘ ist …
Sicher einer der vielen ‚besten‘ Romane von Irving, wenn auch die zeitliche Abfolge und die Frage, ob der Liebhaber jetzt ein Mann oder doch eine Frau war, nicht immer ganz nachvollziehbar waren.
Vielen Dank an den Diogenes-Verlag für dieses Rezensionsexemplar!
Autor: John Irving
Buchtitel: In einer Person
Verlag: Diogenes
erschienen im:Dezember 2013
Seitenanzahl: 736
ISBN:978-3-257-24270-6
Preis:€ (D) 12.90 / (A) 13.30 / sFr 18.90
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Das hört sich ja mal wieder gut an – dem gebe ich doch direkt mal ne Chance. Bisher fand ich „Owen Meany“ von irving am besten.
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