Rezension | McEwan, Ian: Der Tagträumer

der TagträumerIan McEwans „Kindeswohl“ beziehungsweise im englischen Original „The Children Act“ (mit einem Klick geht’s zur Rezension) hat es mir angetan. Und deshalb wollte ich unbedingt wissen, wie sich eine Geschichte, die in acht Kapitel aufgeteilt ist und 20 Jahre früher erschien, anfühlt. Der Tagträumer behandelt die Vorstellungskraft des jungen Peters, die so ausgeprägt ist, dass man mit dem Charakter mitfühlt und nicht mehr sicher ist, ob er wirklich noch Mensch oder schon Katze ist. Gleich auf der ersten Seite (nach dem Impressum) des im Jahre 2000 neu aufgelegten Buches kommt ein Zitat aus Ovids „Metamorphosen“, und wenn man das Cover betrachtet, so scheint es sich hier wirklich um eine Verwandlung zu handeln. Der 11-jährige Peter sei laut Erwachsenen ein „schwieriges“ Kind, welches sich nicht gut konzentrieren könne. Er selbst fühlte sich aber keineswegs als „schwierig“ an, dennoch kommt beim Lesen das Gefühl hoch, dass Peter ein wenig ‚anders‘ ist, also nicht der Norm entsprechend. Denn seine Imagination überschreitet die Grenzen meiner Vorstellungskraft, überzeugt den Leser/die Leserin aber wiederum so sehr, dass es dem Jungen abgekauft wird, als er auf einmal unsichtbar oder wieder zum Baby wird. Diese Gabe ist dem in London lebenden Autor Ian McEwan zuzuschreiben, der nicht nur mit ‚Abbitte‘ oder ‚Saturday‘ einen Welterfolg lieferte, sondern auch mit diesem Werk sein schriftstellerisches Talent einmal mehr unter Beweis stellt. Noch immer bin ich traurig, ihn bei Literatur im Nebel 2014 nicht gesehen zu haben.

Buchinfos
Autor: Ian McEwan
Titel: Der Tagträumer
Verlag: Diogenes
erschienen: Oktober 2000
Seitenanzahl: 160 Seiten
ISBN: 978-3-257-23257-8
Genre: Erzählung

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