Rezension | Irving, John: Straße der Wunder

strasse-der-wunderWer hätte das gedacht, dass ich in so kurzer Zeit einen Roman mit knapp 800 Seiten verschlinge, obwohl zu Hause zwei kleine Buben ihr Unwesen treiben. Wäre wahrscheinlich nicht so einfach gewesen, hieße der Autor nicht John Irving. Ich muss zugeben, dass ich von Mal zu Mal ein größerer Fan dieses Schriftstellers werde und bin froh, dass ich schon mehrere Werke gelesen habe, denn sonst hätte ich die Querverweise zu ‚Gottes Werk und Teufels Beitrag‘, ‚Bis ich dich finde‘ oder ‚In einer Person‘ (hier geht’s zur Rezension) nicht erkannt und bemerkt. Für einige mag es eine Wiederholung von schon mehrmals dagewesenen Topoi sein, für andere ein wunderbarer Perspektivenwechsel, der das Spektrum von Irvings Räumen und Zeiten anders beleuchtet.

Die Müllkippenkinder Juan Diego und Lupe bekommen durch Bruder Pepe und Edward Bonshaw eine Chance in einem Zirkus. Weg von der Müllhalde, weg von el jefe, wie die Kinder ihren Leihpapa nennen. Die Mutter der beiden, Esperanza, stirbt, als sie die Gottesmutter mit tiefem Dekolleté putzt, an Todesangst. Und Edward und die transsexuelle Prostituierte Flor werden Ersatzeltern für den zwischenzeitlich geschwisterlosen Juan Diego. Erzählt wird in Rückblenden, die aus Träumen des fast 60-jährigen Schriftstellers und Autodidakten Juan Diego konstruiert werden, während er auf einer Reise Dorothy und Miriam kennen lernt, die ihn bei seiner Viagra-Betablocker-Einnahme ganz schön durcheinander bringen. Auch wenn im Buch selbst öfter wiederholt wird: Das stört nicht, denn jedesmal wird ein wenig anders erzählt, Details kommen hinzu und Hintergründe werden aufgeklärt. Die Perspektiven sind es, die das Buch so besonders machen, auch wenn das Ende vorhersehbar ist. Ein gelungener Roman, der auf keiner Seite langweilig wird, obwohl so viele davon vorhanden sind.

Buchinfos

Autor: John Irving
Titel: Straße der Wunder
Verlag: Diogenes
erschienen: 01.04.2016
ISBN: 978-3-257-06966-2
Seitenanzahl: 784 
Genre: Roman
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