Heute darf ich wieder eine neue Gastrezensentin auf Buchwelt.co.at begrüßen. Mizzi B. hat sich „Der Jüngste Tag des Peter Gottlieb“ von Christian Mähr, welches ich dankenswerterweise vom Braumüller Verlag als Rezensionsexemplar erhalten habe, zu Gemüte geführt und schreibt nun ihre Meinung dazu! Viel Spaß bei der Lektüre der Rezension:
Die Geschichte beginnt ja wirklich sehr spannend, wenn Herr Gottlieb auf der Fahrt nach Holzgarten, einem abgelegenen Ort in den österreichischen Alpen, einen schweren Verkehrsunfall verursacht.
Es springt jemand aus dem Wald vor sein Auto, er kann nicht mehr bremsen, schon ist der Unfall mit Personenschaden passiert. Die Person steht aber plötzlich auf, klopft sich ab und steigt zu, um nach Holzgarten mitzufahren. Erste Irritation stellt sich hier beim Lesen des Textes: könnte es sich um eine Zombiegeschichte handeln? Aber der Titel verweist auf die Apokalypse…
Peter Gottlieb geschieht dies in Christian Mährs aktuellem Roman „Der Jüngste Tag des Peter Gottlieb“.
Der Protagonist dieser Geschichte ist ein pensionierter Buchhändler, auf der Fahrt nach Holzgarten, zum Gasthof Lamm, den er vom Onkel geerbt hat. Durch den Unfall wird ein Tor in eine andere Welt geöffnet. Etwas liegt in der Luft, erste Irritationen zu einer normal ablaufenden Story erfolgen. Der Autor erzählt durchaus spannend und gekonnt die Lebensgeschichten seiner Hauptfiguren. Weiter im Text wird es, bedingt durch die „Gerichtsverhandlung im Gasthaus Lamm“ verworrener. Und die bis dahin flüssig erzählte Geschichte wird durch Einstieg in mehrere Zeitebenen, in Science fiction sinds Parallelwelten, oft mühsam. Ereignisse und Zeichen für das jüngste Gericht aus der Apokalypse werden nun zum Einsatz gebracht: rötlich/violette Nordlichter, Autos, die nicht anspringen, die Stromversorgung bricht zusammen, ein Fischer der keine Netze braucht, Wiederauferstandene kommen aus den Gräbern … alle sind zum Jüngsten Tag, zur Gerichtsverhandlung, unterwegs. „Das Jüngste Gericht! Im Ernst? Wieso denn jetzt? Und wieso in meinem Haus?“, fragt sich Peter Gottlieb. Er ist bei dieser Veranstaltung nur der Wirt. Im Gasthaus fließt nun aus dem Wasserhahn Wein, im Kühlraum lagern plötzlich tausende Fische. Die Antwort auf die Frage, warum das jüngste Gericht nun stattfindet, gibt Peter Mähr in den letzten beiden Kapiteln.
Meine Meinung
Der Text zu Beginn sehr spannend geschrieben, zieht sich gegen Mitte hin etwas in die länge, vielleicht um die Wirtshaus Atmosphäre, das Lokale, nach Vorarlberger Art wiederzugeben?
Um die Kurve in einen noch nachvollziehbaren Schluss zu schaffen, wird die Story mehr und mehr allerdings zu einer mühsamen Leseangelegenheit. Das wurde auch vom Autor und Verlag angesprochen … das Problem mit den Zeitebenen und bei den Leserinnen nachvollziehbarer Auflösung der Geschichte.
Der Schluss zieht sich m. M. nach hin, um dann in einer anderen Zeitebene zu enden, quasi ein Neubeginn? Ein Kunstgriff aus der Schreibwerkstatt. Hier stellte sich dann bei mir die Frage, ob der Autor beabsichtigt, eine Fortsetzung des dem jüngsten Tages zu schreiben.
Insgesamt ist der Text gelungen, könnte durchaus als Drehbuch für einen alpenländischen Weltuntergangsfilm hergenommen werden.
Buchinfos Autor: Christian Mähr Titel: Der Jüngste Tag des Peter Gottlieb Verlag: Braumüller erschienen: 1.2.2018 ISBN: 978-3-99200-203-0 Seitenanzahl: 364 Seiten Ausführung: Hardcover mit Schutzumschlag Genre: Roman Preis: € 24,00
Nachsatz.
Die Geburt der Story könnte etwa so stattgefunden haben:
Ein paar ältere Herren sitzen schon einige Stunden und Biere lang am Stammtisch. Sie sinnieren, so wie immer, über Gott und die Welt. Zu fortgeschrittener Stunde taucht das Thema Weltuntergang auf, von der Apokalypse wird gesprochen, und ob und wann das Jüngste Gericht stattfinden wird.
Und dann hat einer die Idee, diese Sache weiterzuspinnen, aufzuschreiben…
Mizzi B.