Es ist irgendwie unheimlich, wenn eines der ersten Bücher, die ich im Jahr 2019 verschlungen habe, schon so gut ist, dass ich es am liebsten als mein Buch des Jahres deklarieren würde. Wie Julian Barnes das mit „Die einzige Geschichte“ schafft, findet man in der folgenden Rezension vielleicht wieder.
Der Klappentext sagt schon, worum es in dem Buch geht, nämlich einzig und allein um die Frage der Liebe. „Würden Sie lieber mehr lieben und dafür weniger leiden oder weniger lieben und weniger leiden? Das ist, glaube ich, am Ende die einzig wahre Frage.“
Während der Lektüre des 304-Seiten starken Romans, der aus dem Englischen von Gertraude Krueger übertragen wurde, begegnen wir dem zuerst 19-jährigen Paul, der im Sommerurlaub in heimatlichen Gefilden beim Tennisspielen die sehr viel ältere Susan kennenlernt. Als Paar im gemischten Doppel reißen sie nicht viel, doch dafür tut sich im Privatleben der beiden, die fast 30 Jahre Altersunterschied zu verbuchen haben, einiges. Für Paul ist Susan die wirklich große Liebe, doch hält sie?
Erst später, und das wird im Laufe des Romans sichtbar, erkennt Paul, dass die Liebe nicht „einfach“ gestrickt ist und viele Komplikationen mit sich bringen kann. Die Leser*innen erleben den Protagonisten bis ins hohe Alter und lieben und leiden mit ihm mit. Dabei ist der Erzählstil eigenwillig, denn Barnes startet mit einer klassischen Ich-Erzählung aus Sicht von Paul, geht dann aber in eine Außensicht über, obwohl man immer noch den Eindruck hat, dass der Protagonist selbst von sich spricht – bevor der Roman in den letzten Zeilen wieder den Ich-Erzähler hervorbringt. Diese Finesse, nämlich so fein, dass man den Perspektiven- bzw. Sichtwechsel mitten unterm Lesen wirklich kaum bemerkt, dürfte bei den Leser*innen etwas hinterlassen, auch wenn sie diesen Sprung nicht aktiv bemerken.
In drei Kapiteln, die vom Inhalt und der Intensität unterschiedlich sind, wird das Leben eines anfangs jungen Mannes dargestellt. Dabei wird in jedem Abschnitt ein Teil aus den vorhergehenden Kapiteln genommen und das erinnert dann wieder an Paul und Susan. An die einzige Geschichte.
Buchinfos
Autor: Julian Barnes
Titel: Die einzige Geschichte
Originaltitel: The only story
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
erschienen: 14.02.2019
ISBN: 978-3-462-05154-4
Seitenanzahl: 304 Seiten
Aufmachung: gebunden mit Schutzumschlag
Genre: Roman | Entwicklungsroman
Preis (A): € 22,70
[vielen dank an den kiwi verlag und die verlagsvertretung spiessberger für dieses rezensionsexemplar]
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