Dieses Cover werde ich mir merken, denn es zählt bis jetzt zu meinen Favoriten des Jahres 2019. Aber vor allem auch der Text von Leïla Slimani verdient es, in Jahresrückblicken ganz oben genannt zu werden.
Adèle, eine junge, unabhängige Journalistin, lebt mit Mann und Kleinkind in einem coolen Viertel in Paris, nicht unweit von Montmartre.
Das hört sich jetzt mal ziemlich einfach an, doch Adèle hat ein großes Problem und nur ihre beste Freundin weiß anfangs darüber Bescheid. Adèles Ehe ist eher langweilig, zweckmäßig, ihr Mann möchte aufs Land in ein Haus ziehen. Die junge Frau liebt aber die Stadt, die Anonymität, die Männer – und hat sogar ein Zweithandy, von dem ihr Mann keine Ahnung hat. Das Kind wird geliebt, aber auch öfter abgegeben, damit die junge Frau ihre Zeit für sich hat. Natürlich kommt es auch dann zu einer Katastrophe, die für die Jungfamilie nicht folgenlos bleibt.
Nicht die Auflösung der Geschichte ist es, die beim Lesen so fesselt und nicht loslässt, sondern die Art und Weise, wie Slimani erzählt. Die Tiefgründigkeit zwischen den Zeilen, die melancholische Stimmung, die erzeugt wird und die schonungslose Beschreibung halten die Spannung aufrecht und trotz der heiklen Thematik – Fremdgehen, Lügen, Betrügen, Alkohol, … – kann man mit der Protagonistin mitfühlen und ist gefangen von der aufwühlenden Geschichte, die aber mit so sanften Worten daherkommt, dass man während der Lektüre in eine andere Sphäre eintauchen kann.
Ein Buch, das berührt, einen nicht so schnell loslässt und tiefer geht, als man es vielleicht möchte.
Auch ein weiterer Roman von Leïla Slimani, welcher eine tragische Geschichte behandelt, ist „Dann schlaf auch du“ (zur Rezension geht’s hier).
Buchinfos
Autorin: Leïla Slimani
Titel: All das zu verlieren
OT: Dans le jardin de l’ogre
Verlag: Luchterhand
erschienen: 13.05.2019
ISBN: 978-3- 630-87553-8
Seitenanzahl: 224 Seiten
Aufmachung: Hardcover mit Schutzumschlag
Genre: Roman