Rezension | Patchett, Ann: Aus Liebe zum Buch

aus_liebe_zum_buchDieses Büchlein ist ein wahrer Hingucker, obwohl es so klein ist. Das Cover kommt im Stil der 70er-Jahre daher und „Aus Liebe zum Buch“ ist so handlich, dass man es eigentlich immer überallhin mitnehmen kann. Am besten in seine Lieblingsbuchhandlung – und da spreche ich von einer realen, greifbaren, nicht von einem Megakonzern, dessen Name mit dem Buchstaben A beginnt. Auch die erfolgreiche Autorin Ann Patchett hat mit ihrem Parnassus Bookstore in ihrer Heimatstadt Nashville eine Buchhandlung eröffnet, obwohl erst zwei geschlossen haben. Sie gibt nicht auf und stellt sich dem Kampf mit den Buchhändlerriesen. Ihr Buchladen ist auch im Internet vertreten und hier kann man ihn besuchen (bitte klicken). Das Buch selbst handelt eigentlich von der Eröffnung genau dieser Buchhandlung, ist aber ein  generelles Plädoyer für den unabhängigen Buchhandel.  Weiterlesen

Rezension | Canal, Anne von: Der Grund

der grundVom ersten Moment an, als ich dieses Cover gesehen habe, wusste ich, dass ich das Werk von Anne von Canal lesen muss. Das liegt einerseits an den wunderbaren Farben und der Titelkomposition, andererseits am Flügel mit dem typischen Klavierschemel, denn ich habe auch als Jugendliche gespielt.

Dass es dann tatsächlich um einen angehenden Klaviervirtuosen geht, überraschte mich nicht. Dafür die Aufmachung des Romans, der auf zwei Ebenen seinen Fortlauf findet. Einerseits gibt es Logbucheinträge eines Kreuzfahrtsklavierspielers, andererseits die Familiengeschichte oder besser gesagt -tragödie von Laurits. Die Erzählperspektive im letztgenannten Teil (Schiff und Geschichte wechseln immer wieder ab) finde ich grandios. Ein außenstehender Erzähler berichtet von der Geschichte rund um die Familie, aber mit einem besonderen Fokus auf Laurits, sodass man sich an manchen Stellen nicht sicher ist, ob nicht auch diese Dinge von Laurits so erlebt wurden. Mit diesen Dingen meine ich seine Kinderheit, die Jugend, seine Ehe mit Silja, deren gemeinsames Kind Liis und die nie ganz erloschene Flamme, professioneller Klavierspieler zu werden.

Generell finde ich die Sprache und den Fortgang der Geschichte sehr schön und stimmig, an vielen Stellen traurig und deprimierend, an manchen aufreibend und erschütternd. Ein wunderbares Debüt also. Was will man mehr?

Vielen Dank an dieser Stelle an die mare-Verlagsvertretung in Wien, Buchkontor, für die Zurverfügungstellung dieses Rezensionsexemplars!

Buchdetails
Autorin: Anne von Canal
Buchtitel: Der Grund
Verlag: mare Verlag
erschienen: 2014
Seitenanzahl: 272
ISBN: 978-3-86648-196-1
zu kaufen zum Beispiel hier: Buchkontor

Rezension | Grünberg, Arnon: Blauer Montag

blauer montagWo soll ich am besten beginnen, dieses Buch vorzustellen? Vielleicht ganz am Anfang. Bereits 1994, also 10 Jahre vor der neuerlichen Auflage bei Diogenes, erschien ‚Blauer Montag‘ mit dem niederländischen Titel ‚Blauwe maandagen‘, die deutsche Erstausgabe gab’s dann 1997. Die Kritiken in den diversen Foren und Online-Buchshops klaffen weit auseinander. Von supertoll über mittelmäßig bis hin zu schlecht findet man alle möglichen und teilweise sogar gut begründete Meinungen, sodass man sich echt nicht sicher sein kann, ob das Debüt von Arnon Grünberg tatsächlich gelesen werden soll. Ich hab’s gelesen und fand es streckenweise zu derb, dafür an anderen Stellen extrem witzig, da Grünberg einen echt trockenen, ironischen, manchmal sarkastischen Humor in seinen Roman einbaut.  Etwas verwirrt hat mich die Tatsache, dass er über sich selbst schreibt – ich weiß bis jetzt nicht, wie viele Dinge davon wahr sind, aber eigentlich interessiert es mich auch nicht so sehr, denn es ist ein Roman und der Protagonist heißt nun mal so wie der Autor. Alles gut.

Der Inhalt

Gegliedert in fünf Kapitel, teilweise mit Unterkapiteln versehen, erstreckt sich das Werk über 368 Seiten und liest sich extrem schnell, da witzig und flüssig geschrieben. Eine echt lange Strecke handelt von Rosie, der ersten großen Liebe des Protagonisten. Ebenso viel, wenn nicht mehr, wird von den Mädchen berichtet, die Arnon (also die Figur) besucht hat, um seinem langweiligen Leben einen Sinn zu verpassen beziehungsweise mal nicht in einer Kneipe zu sitzen, um dort zu trinken.

Ein weiterer Erzählstrang handelt von Grünbergs Eltern. Sein Vater starb früh und seine Mutter macht sich ständig sorgen um den missratenen Sohn, der sogar von der Schule fliegt, weil er nur Unfug im Kopf hat. Dabei wird viel auf die jüdischen Feiertage eingegangen, die für Arnon aber nicht so wichtig sind.

Und am Ende möchte der eigentliche Verleger und Ex-Adressen-Büro-Mitarbeiter dann selbst unter die Call Boys gehen, damit er endlich mal zu Geld kommt. Ob er das tatsächlich macht, steht in den Sternen, denn das Buch endet, bevor er einen Auftrag bekommt.

Alles in allem ein empfehlenswertes Buch, wenn auch Abschnitte dabei waren, die mich nicht vollends gebannt haben.

Buchdetails
Autor: Arnon Grünberg
Titel: Blauer Montag
Verlag: Diogenes
erschienen: April 2014
Seitenanzahl: 368
ISBN: 978-3-257-23128-1
bestellbar zum Beispiel hier: Buchkontor