Gleich vorweg: Ich mag dieses Buch, denn ich mag Geschichten, die miteinander verbunden sind, ineinander verstrickt oder voneinander abhängig sind. Die Kapitel des Werks von Daniela Krien behandeln jeweils unterschiedliche Schicksale von Frauen, die alle ungefähr zur selben Zeit leben.
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Rezension | Irving, John: Straße der Wunder
Wer hätte das gedacht, dass ich in so kurzer Zeit einen Roman mit knapp 800 Seiten verschlinge, obwohl zu Hause zwei kleine Buben ihr Unwesen treiben. Wäre wahrscheinlich nicht so einfach gewesen, hieße der Autor nicht John Irving. Ich muss zugeben, dass ich von Mal zu Mal ein größerer Fan dieses Schriftstellers werde und bin froh, dass ich schon mehrere Werke gelesen habe, denn sonst hätte ich die Querverweise zu ‚Gottes Werk und Teufels Beitrag‘, ‚Bis ich dich finde‘ oder ‚In einer Person‘ (hier geht’s zur Rezension) nicht erkannt und bemerkt. Für einige mag es eine Wiederholung von schon mehrmals dagewesenen Topoi sein, für andere ein wunderbarer Perspektivenwechsel, der das Spektrum von Irvings Räumen und Zeiten anders beleuchtet.
Die Müllkippenkinder Juan Diego und Lupe bekommen durch Bruder Pepe und Edward Bonshaw eine Chance in einem Zirkus. Weg von der Müllhalde, weg von el jefe, wie die Kinder ihren Leihpapa nennen. Die Mutter der beiden, Esperanza, stirbt, als sie die Gottesmutter mit tiefem Dekolleté putzt, an Todesangst. Und Edward und die transsexuelle Prostituierte Flor werden Ersatzeltern für den zwischenzeitlich geschwisterlosen Juan Diego. Erzählt wird in Rückblenden, die aus Träumen des fast 60-jährigen Schriftstellers und Autodidakten Juan Diego konstruiert werden, während er auf einer Reise Dorothy und Miriam kennen lernt, die ihn bei seiner Viagra-Betablocker-Einnahme ganz schön durcheinander bringen. Auch wenn im Buch selbst öfter wiederholt wird: Das stört nicht, denn jedesmal wird ein wenig anders erzählt, Details kommen hinzu und Hintergründe werden aufgeklärt. Die Perspektiven sind es, die das Buch so besonders machen, auch wenn das Ende vorhersehbar ist. Ein gelungener Roman, der auf keiner Seite langweilig wird, obwohl so viele davon vorhanden sind.
Buchinfos Autor: John Irving Titel: Straße der Wunder Verlag: Diogenes erschienen: 01.04.2016 ISBN: 978-3-257-06966-2 Seitenanzahl: 784 Genre: Roman direkt zur Buchseite: bitte hier klicken
Rezension | McEwan, Ian: Der Tagträumer
Ian McEwans „Kindeswohl“ beziehungsweise im englischen Original „The Children Act“ (mit einem Klick geht’s zur Rezension) hat es mir angetan. Und deshalb wollte ich unbedingt wissen, wie sich eine Geschichte, die in acht Kapitel aufgeteilt ist und 20 Jahre früher erschien, anfühlt. Der Tagträumer behandelt die Vorstellungskraft des jungen Peters, die so ausgeprägt ist, dass man mit dem Charakter mitfühlt und nicht mehr sicher ist, ob er wirklich noch Mensch oder schon Katze ist. Weiterlesen
Rezension | Lehane, Dennis: The Drop – Bargeld
Endlich wieder kam ich in den Genuss, einen Roman von Dennis Lehane zu lesen. Mein erster war ‚In der Nacht‘ (hier geht’s zur Rezension), welcher mir schon außerordentlich gut gefallen hat, vor allem der Stil des amerikanischen Autors, der unter anderem ‚Shutter Island‚ und ‚Mystic River‚ geschrieben hat. Diese beiden Filme wurden, eben auch wie jünstens ‚The Drop‚ (Kinostart in Deutschland Dezember 2014) verfilmt.
Worum es geht, ist schnell erklärt: Die Bar von Cousin Marv und seinem Mitarbeiter Bob Saginowski wird überfallen, naja, eigentlich ist es ja gar nicht Cousin Marvs Bar, sondern die von viel mächtigeren Kriminellen. In dieser sogenannten Drop Bar arbeitet Bob, der auf den ersten Blick ganz nett und ruhig scheint. Auch, als er einem Hund das Leben rettet, indem er das verletzte Tier aus der Mülltonne befreit und mit zu sich nimmt, sympathisiert man sich mit ihm. Und Nadia ist auch nicht abgeneigt von Bob. Doch als eines Tages Eric, ein sehr gefährlicher Gangster, der schon öfters für länger im Gefängnis saß, seinen Hund zurückhaben will und Geld von Bob fordert, beginnt die Fassade zu bröckeln.
Wer einmal etwas von Dennis Lehane gelesen hat, wird so schnell nicht mehr von diesem Autor loskommen. Mein nächster Roman von ihm – Mystic River – liegt schon bereit …
Autor: Dennis Lehane
Buchtitel: The Drop – Bargeld
Verlag: Diogenes Verlag
Erscheinungsjahr: 2014, Zürich
Seitenanzahl: 224
ISBN: 978-3-257-06915-0
Preis: (D) € 19.90 / (A) € 20.50 / sFr28.90*
Rezension | Grünberg, Arnon: Blauer Montag
Wo soll ich am besten beginnen, dieses Buch vorzustellen? Vielleicht ganz am Anfang. Bereits 1994, also 10 Jahre vor der neuerlichen Auflage bei Diogenes, erschien ‚Blauer Montag‘ mit dem niederländischen Titel ‚Blauwe maandagen‘, die deutsche Erstausgabe gab’s dann 1997. Die Kritiken in den diversen Foren und Online-Buchshops klaffen weit auseinander. Von supertoll über mittelmäßig bis hin zu schlecht findet man alle möglichen und teilweise sogar gut begründete Meinungen, sodass man sich echt nicht sicher sein kann, ob das Debüt von Arnon Grünberg tatsächlich gelesen werden soll. Ich hab’s gelesen und fand es streckenweise zu derb, dafür an anderen Stellen extrem witzig, da Grünberg einen echt trockenen, ironischen, manchmal sarkastischen Humor in seinen Roman einbaut. Etwas verwirrt hat mich die Tatsache, dass er über sich selbst schreibt – ich weiß bis jetzt nicht, wie viele Dinge davon wahr sind, aber eigentlich interessiert es mich auch nicht so sehr, denn es ist ein Roman und der Protagonist heißt nun mal so wie der Autor. Alles gut.
Der Inhalt
Gegliedert in fünf Kapitel, teilweise mit Unterkapiteln versehen, erstreckt sich das Werk über 368 Seiten und liest sich extrem schnell, da witzig und flüssig geschrieben. Eine echt lange Strecke handelt von Rosie, der ersten großen Liebe des Protagonisten. Ebenso viel, wenn nicht mehr, wird von den Mädchen berichtet, die Arnon (also die Figur) besucht hat, um seinem langweiligen Leben einen Sinn zu verpassen beziehungsweise mal nicht in einer Kneipe zu sitzen, um dort zu trinken.
Ein weiterer Erzählstrang handelt von Grünbergs Eltern. Sein Vater starb früh und seine Mutter macht sich ständig sorgen um den missratenen Sohn, der sogar von der Schule fliegt, weil er nur Unfug im Kopf hat. Dabei wird viel auf die jüdischen Feiertage eingegangen, die für Arnon aber nicht so wichtig sind.
Und am Ende möchte der eigentliche Verleger und Ex-Adressen-Büro-Mitarbeiter dann selbst unter die Call Boys gehen, damit er endlich mal zu Geld kommt. Ob er das tatsächlich macht, steht in den Sternen, denn das Buch endet, bevor er einen Auftrag bekommt.
Alles in allem ein empfehlenswertes Buch, wenn auch Abschnitte dabei waren, die mich nicht vollends gebannt haben.
Buchdetails
Autor: Arnon Grünberg Titel: Blauer Montag Verlag: Diogenes erschienen: April 2014 Seitenanzahl: 368 ISBN: 978-3-257-23128-1 bestellbar zum Beispiel hier: Buchkontor
Buchvorstellung danach: Endlich Weihnachten! (Hg. Daniel Kampa)
So, ein paar Tage nach Weihnachten kann ich nun das Buch ‚Endlich Weihnachten!‘ vorstellen. Und dies aus gutem Grund: Wer nach Weihnachten noch Weihnachtliches liest/sieht/hört, feiert praktisch nachträglich den Advent. Und das komplett stressfrei. Ohne Weihnachtseinkäufe, die einem im Nacken (Geschichte von Axel Hacke) oder Vanillekipferl, die einem im Bauch liegen (Daniel Glattauers ‚Typologie der Vanillekipferl-Esser‘), dafür mit wunderbaren Geschichten der eben genannten und noch vielen mehr, wie Ingrid Noll, Ernest Hemingway, Erich Kästner, Sibylle Berg, Martin Suter, Max Frisch, Truman Capote, um nur einige wenige zu nennen.
Der Untertitel des Buches – Geschichten über die schrecklich-schönste Zeit des Jahres – spricht eigentlich schon Bände, trotzdem schafft es Diogenes, jährlich eine dieser Anthologien herauszugeben. Man könnte fast in einen Weihnachtssammelwahn verfallen. Wer gerne Literarisches schenkt, kann getrost auf dieses Buch zurückgreifen – kurze, spritzige, schaurige, lustige und vor allem unterhaltende Beiträge findet der/die Beschenkte hier.
Ich bin schon sehr gespannt, welches Bändchen 2015 erscheinen wird und versüße mir bis dahin meine Zeit mit vielen anderen Büchern, vielleicht auch mit einem Kurzgeschichtenband von Daniel Kampa?
Näheres zu den Büchern findet man auf der diogenes-Seite (hier klicken, um direkt zur Seite zu gelangen).
Bisher im Weihnachtsbandformat bei Diogenes erschienen (u.a.):
- 2013: Schöne Bescherung (Hinterhältige Weihnachtsgeschichten)
- 2013: Lamettaspuk (Weihnachtliche Gespenstergeschichten)
- 2012: Früher war Weihnachten viel später (Hinterhältige Weihnachtsgeschichten)
- 2012: Lamettaleichen (Kriminelle Weihnachtsgeschichten)
- 2011: Früher war Weihnachten später (Hinterhältige Weihnachtsgeschichten)
- 2011: Weißer Weihnachtszauber (Nostalgie!)
- 2010: Weihnachtsschmaus
- 2009: Nicht schon wieder Weihnachten!
- 2009: Weihnachten mit Ringelnatz
- 2008: Früher war mehr Bescherung (hinterhältige WG)
- 2008: Weihnachtsdetektive (u.a. mit Sherlock Holmes)
- 2007: O du Schreckliche (kriminelle Weihnachtsgeschichten)
- 2007: Früher war noch viel mehr Lametta (hinterhältige WG)
- 2006: Früher war noch mehr Lametta
- 2005: Früher war mehr Lametta
- 2005: Alle Jahre wieder (romantische Weihnachtsgeschichten)
Rezension | Dönhoff, Friedrich: Seeluft
Sebastian Fink ermittelt zum dritten Mal. 2013 erschien der Hamburger Krimi im Diogenes Verlag, der im Mai 2014 eine Taschenbuchausgabe von ‚Seeluft‘ herausbrachte.
Der Klappentext umreißt den Inhalt der Geschichte:
Zwischen den Aktivisten von Ökopolis und der Hamburger Reederei Köhn herrscht Streit. […] Als am Fischmarkt die Leiche eines Reeders gefunden wird, nimmt Kommissar Sebastian Fink die Ermittlungen auf.
Und genau diese Ermittlungen werden in die Länge gezogen, da der Kommissar nicht glauben will, dass es sich bei der Leiche des Reeders (Maik Keilenweger) um einen Unfall handelt, sondern um Mord. Weiterlesen
Rezension | Noll, Ingrid: Hab und Gier
Sie schreibt Krimis mit tiefschwarzem Humor am laufenden Band und schafft es immer wieder, ihr Publikum zu begeistern. Zumindest hat sie das bei mir mit ihrem Werk Hab und Gier geschafft. Erschienen im Februar 2014 (also brandaktuell!), bieten die 256 Seiten gute und vor allem leicht zugängliche Unterhaltung.
Die ehemalige Bibliothekarin Karla wird zu einem ominösen Gabelfrühstück ihres Ex-Arbeitskollegen Wolfram eingeladet, welches sie nach einigem Zögern und Rücksprache mit ihrer Freundin Judith annimmt. Das Angebot, welches ihr Wolfram, ein kinderloser Witwer, zu bieten hat, klingt verlockend:
Rezension | Irving, John: In einer Person
Jeder, der einmal versucht hat zu erklären, was in John Irvings Büchern >passiert<, ist wohl gescheitert. Das ist Teil ihrer Qualität. (Holger Kreitling / Die Welt, Berlin
Dieses Zitat passt wohl ganz gut zu Irvings Werken und speziell zu diesem. Die Handlung dreht sich um den Protagonisten Bill(y) (William) Abbott (Dean) und dessen Willen zu erfahren, wer er eigentlich ist. Dabei begegnet er einigen Personen, die ihn prägen und macht sehr viele Erfahrungen in sexueller Hinsicht, die er dann in seinen Romanen manifestiert. Weiterlesen
Rezension | Briggs, Raymond: O je, du fröhliche
Revival für den fluchenden Weihnachtsmann
Der Diogenes Verlag gab mit Dezember 2013 die Neuauflage des überaus komischen Buches ‘O je, du fröhliche’ von Raymond Briggs in einem 40-seitigen Halbleinen-Hardcover heraus. Als Diogenes Kindertaschenbuch wurde es bereits 1979 veröffentlicht und das (englische) Original erschien 1973 bei Hamish Hamilton Children’s Books Ltd in London.
Etwas schwer fällt mir die Einteilung in die Sparte Kinderbuch oder ‘Literatur für Erwachsene’, denn die Geschenkfahrt des Weihnachtsmannes, der eigentlich viel lieber zu Hause im Bett bleiben würde, ist durchaus witzig und gesellschaftskritisch beschrieben und gezeichnet. So sind die Kaminschächte viel zu schmal, das Wetter zu schlecht oder der Weihnachtsmann hat schlichtweg keine Lust. Am wohlsten scheint er sich zu Hause bei Hund und Katz‘, einem heißen Bad und einem Tee (mit Rum?) zu fühlen. Weiterlesen