Rezension | Köhlmeier, Michael: Das Mädchen mit dem Fingerhut

Köhlmeier_25055_MR2.inddIch bin ein Fan von Köhlmeiers Geschichten, egal ob Familienromane oder Nacherzählungen. Dieses Buch hat mich gleich in seinen Bann gezogen, denn schon alleine der Titel und das Cover erinnern an ein bekanntes Märchen von Hans Christian Andersen, nämlich an ‚Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern‘. Zwar muss Yiza, das kleine Mädchen in Köhlmeiers Erzählung, nichts verkaufen, sondern erbettelt sich Nahrung, nachdem es von seinem „Onkel“ verlassen wurde, friert aber auch und muss, so interpretiere ich den Schluss, auch sterben.
Die Sätze sind einfach, aber eindringlich geschrieben, dazwischen immer wieder Absätze, die das Gelesene nochmal überdenken lassen. Und das muss man auch, denn der Autor packt in das relativ kurze Werk viele Probleme und Themen. So findet man das gerade sehr aktuelle Thema ‚Flucht‘, aber auch die Sujets Waisenkinder, Hunger, Kälte, Alleinsein, Helfen, Ausreißen usw. vor. Weiterlesen

Rezension | Cunningham, Michael: Die Schneekönigin

Die Schneekoenigin von Michael Cunningham

Die Schneekoenigin von Michael Cunningham

Ich muss gestehen, dass mich das Buch schon allein wegen des Titels und der Aufmachung interessiert hat. Die ersten Seiten waren für mich jedoch sehr schwer zu lesen und wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich schon sehr früh aufgegeben. Die Geschichte dreht sich um Barrett und seinen Bruder Tyler, der mit Beth verheiratet ist. Diese wiederum ist dem Tode geweiht und Tyler kokst heimlich weiter. Barrett scheint kein Glück in der Liebe zu haben und wohnt mit dem Ehepaar zusammen. Alles soweit so gut, doch was hat es nun mit dem Andersen-Märchen zu tun? Da gibt’s einen Eissplitter, beziehungsweise  etwas, das wie einer wirkt, und zwar in Tylers Augen. Er ist Musiker und bastelt schon die ganze Zeit an einem Song, den er Beth widmen möchte, doch es funktioniert nicht. Ist es die Gefühlskälte, die ihn seit dem Treffen des Splitters umgibt oder hat er einfach eine kreative Schaffenspause? Barrett ist da weniger anfällig, sieht aber ein eigenartiges grünes Licht am Himmel. Und Beth ist dafür, dass sie in Bälde sterben wird, ziemlich ruhig und kommt eher selten vor.

Die Gliederung der Kapitel finde ich optimal und auch die Komposition der Sätze ist oftmals sehr gelungen, doch irgendwie stellte sich bei mir dieser Lesefluss nicht ein. Manchmal komme ich nicht in ein Buch rein und da kann es noch so gut sein – ich würde es kaum schaffen, es von Anfang bis Ende aufmerksam durchzulesen. Zu oft mussten Sätze neu gelesen werden, wieder zurück zum Anfang einer Passage gehüpft werden, um dann festzustellen, dass man wieder überhaupt nichts gecheckt hat. Als ich mir dann aber die Rezensionen durchgelesen hatte, war ich nicht mehr ganz so unsicher, denn es dürfte anderen auch so gegangen sein wie mir. Aber: Bei vielen hat es auch gut gepasst und sie sind in das Märchen eingetaucht und finden es grandios. Ich wünschte, bei mir wäre es auch so gewesen.

Buchinfos
Autor: Michael Cunningham
Buchtitel: Die Schneekönigin
Verlag: Luchterhand
erschienen: 23.02.2015
ISBN: 978-3-630-87458-6
Seitenanzahl: 288 Seiten
Genre: Roman
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