Bis jetzt habe ich noch keinen Krimi des isländischen Autors Arnaldur Indriðason gelesen und habe mich deshalb gefreut, dass „Tage der Schuld“ im Jahr 1978 spielt und der schon länger ermittelnde Kriminalbeamte Erlendur grade mal seine Anfangsphase durchlebt. So gesehen habe ich praktisch nichts verpasst und konnte gleich in das Leben des geschiedenen Vaters eintauchen. Eingetaucht ist auch die Leiche eines amerikanisch Weiterlesen
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Rezension | Stefánsson, Jón Kalman: Das Herz des Menschen
Endlich wieder ein Roman aus dem Isländischen von Jón Kalman Stefánsson. Bei diesem handelt es sich um den letzten Teil einer Trilogie mit den Vorgängern ‚Himmel und Hölle‚ sowie ‚Der Schmerz der Engel‚.
Das sagt übrigens der Klappentext:
Das menschliche Herz hat zwei Kammern: Die eine heißt Glück, die andere Verzweiflung. – Während in einem verheerenden Sommerunwetter ein Handelsschiff vor den Augen der kleinen isländischen Fischergemeinde in den Fluten versinkt, steht der junge Held des Romans vor der alten Frage: Wählt er die Liebe oder die kurze Leidenschaft? Und wie lässt sich beides voneinander trennen?
Der erste Satz kommt im Roman auch öfter mal vor und ich persönlich finde ihn wunderschön, wenn auch für mich persönlich nicht immer nachvollziehbar (glücklicherweise). In eben dieser poetischen Weise erzählt Stefánsson die Geschichte des ‚Jungen‘, der mit Jens und Hjalti gemeinsam losgezogen ist, um Ástas Leichnam zu ihrem Bestimmungsort zu bringen. Dort lernt er ein Mädchen kennen und diese begleitet ihn die ganzen 416 Seiten des Romans – wenn auch oft nur in Gedanken.
Die Kapitel werden nach einem kurzen Zitat mit römischen Ziffern betitelt und sind stellenweise nur zwei Seiten kurz. Der epische Romanstil des Autors trägt dazu bei, dass man richtig in das Buch eintauchen kann und mit dem Protagonisten mitgeht. Ab und zu gibt es allerdings auch Passagen, die für mich etwas langatmig zu lesen waren, da zuviel der Poesie und zu wenig Handlung in das Werk Einzug gehalten hat, aber darüber kann ich im großen und ganzen hinwegsehen.
Wer gerne tiefsinnige Romane liest, die einen Hauch von Poesie mitbringen und isländische Namen nicht ‚verdeutschen‘, sind bei diesem Werk gut aufgehoben. Ich habe übrigens die ersten zwei Teile nicht gelesen, hatte aber nicht den Eindruck, dass mir etwas fehlt.
Autor: Jón Kalman Stefánsson
Übersetzer: Karl-Ludwig Wetzig
Buchtitel: Das Herz des Menschen (orig. Hjarta Mansinns)
Verlag: Piper Verlag GmbH
Erscheinungsjahr: 2014, München
Seitenanzahl: 416 Seiten
ISBN: 978-3-492-30474-0
Genre: Romantrilogie
Preis: € 10,99 [D], € 11,30 [A], sFr 16,50
direkt zur Buchseite: Bitte hier klicken
Rezension | Jónsdóttir, Sólveig: Ganze Tage im Café
Auf Lovelybooks mache ich bei der Jänner-Challenge mit und dafür durfte ich dieses Buch lesen und rezensieren. Vielen Dank schon mal an den Insel Verlag für die Zurverfügungstellung des Exemplars!
Normalerweise ist für mich Frauenliteratur eher ein rotes Tuch, doch da der Roman aus Island kommt, kam ich nicht drum herum, ihn zu lesen. Und im Endeffekt stellte sich heraus, dass es nicht nur schmachtende Teenie-Mädls sind, die nur ans Shoppen denken, sondern durchwegs Damen mit realen und ernst zunehmenden Problemen, die als Protagonistinnen dienen. Im Isländischen ist es bereits im Jahr 2012 erschienen und war wochenlang auf der dortigen Bestsellerliste. Ob es das im deutschsprachigen Bereich auch schafft, ist fraglich, denn die Übersetzung aus dem Isländischen, die von Sabine Leskopf sehr gut getroffen wurde, hat auch ihre Eigenheiten. Wenn man mit der Anrede „Mein Liebes“ oder „Meine Mía“ seine Probleme hat, liegt das eher nicht an der Person, die das sagt, sondern an der Sprache und bedeutet eigentlich nicht mehr als „Du, Mía…“. Einige Probleme könnten beim Lesen auftauchen, Weiterlesen
Rezension | Gerður Kristný: Die grüne Bluse meiner Schwester

© List Verlag | Buchcover
Der Roman, welcher in Island und die meiste Zeit davon in der Hauptstadt Reykjavík spielt, ist im Original schon etwas älter. Bátur með segli og allt, so der isländische Titel, erschien bereits 2004, bekam den Halldór Laxness-Preis dafür und wurde nun von Tina Flecken ins Deutsche übersetzt. 304 Seiten stark ist die Geschichte rund um Frida, deren Vater verstarb und auf dessen Begräbnis eine Geburtstagstorte für den 6-jährigen Aron aufgetischt wird. Solche und ähnliche mehr oder minder lustige Szenen finden sich in dem auf 36 Kapiteln aufgeteilten Werk. Weiterlesen
Rezension | Moss, Sarah: Schlaflos
Der Titel ist Programm
Sarah Moss, eine schottische Schriftstellerin mit Island-Ambitionen, schreibt mit Schlaflos einen Roman, der sich an junge Mütter richtet. Zumindest hat es den Anschein.
Die selbstbewusste Frau Doktor Anna Bennet lebt mit Ehemann Giles Cassingham und den beiden gemeinsamen Söhnen Raph(ael) und (Ti)Moth(y) auf einer fiktiven Insel namens Colsay. Die Kinder sind sechs und eineinhalb, die Mutter oft verzweifelt, der Vater Ornithololge, der das Verschwinden der Papageientaucher Tag für Tag analysiert. Daneben wird noch ein Haus vermietet und den Urlaubsgästen psychologische Hilfe angeboten.
Baumpflanzung
Erst als isländische Apfelbäume in den hauseigenen Garten gesetzt werden, bekommt der Roman eine Wendung. Die Gebeine eines Babys werden gefunden und die Polizei tritt Anna gegenüber sehr vorurteilbehaftet auf. Wobei Frau Doktor sich ja wirklich nicht allzusehr um ihre Kinder kümmert – diese werden mitunter auch alleine im Haus gelassen, damit sie in Ruhe an ihrem Buchprojekt, für welches sie ein Stipendium bekommt, arbeiten kann. Weiterlesen