Rezension | Layaz, Michel: Die fröhliche Moritat von der Bleibe

die fröhliche moritat von der bleibe
Das vorliegende Buch erschien in der deutschen Übersetzung von Yla M. von Dach in einem Verlag mit dem Namen ‚die brotsuppe‘, welcher im schweizerischen Biel (Bienne) angesiedelt ist. In Österreich gibt es meines Wissens nach (noch) keine Verlagsvertretung, was ich persönlich schade finde, denn die Bücher, die ich bis jetzt in Händen gehalten haben, haben durchaus Potenzial und sind schön gemacht: Umschlag, Einband, Lesebändchen. Da passt einfach alles.

„Die fröhliche Moritat von der Bleibe“ heißt im französischsprachigen Original ‚La joyeuse complainte de l‘idiot‘, was auch ein wenig bezeichnender für den Roman ist als das deutsche Pendant. Allerdings lässt die Übersetzung mehr Spielraum für die eigenen Gedanken und Impressionen, die einen durch das Lesen unwillkürlich und unvermeidlich aufsuchen. So kann man in der ‚Bleibe‘ – wie sie vom Protagonisten genannt wird – ein Jungeninternat, ein Irrenhaus oder gar ein Altersheim sehen. Ganz klar wird die Sache nie, aber das ist auch nicht das erklärte Ziel des Romans.

Nicht nur der Protagonist, der sich in den ersten Seiten schon dermaßen über das ‚Doppel-n‘ der Bleibe-Chefin Vivianne aufregt, sondern auch alle anderen TeilnehmerInnen des Werkes sind – auf gut Deutsch – nicht ganz dicht. Oder halt doch, auf ihre eigene Art und Weise. Der Hauswart-Gärtner oder Gärtner-Hauswart Hadrien; der nicht recht glücklich wirkende Arzt, obschon er auf den Namen Felix hört; Empfangsdame Mademoiselle Joisette – alle haben ihre Bestimmung in der Bleibe gefunden und werden auch nacheinander in einzelnen Kapiteln charakterisiert.

Ein Werk, bei dem es mich etwas wundert, dass es zehn Jahre gedauert hat, bis es in einer deutschen Version auf den Markt gekommen ist, denn die Lektüre bereitet einem einzig und allein Vergnügen und einige Stunden an philosophischem Denken über die ‚Normalität‘.

Buchdetails

Autor: Michel Layaz
Übersetzer: Yla M. von Dach
Buchtitel: Die fröhliche Moritat von der Bleibe
Verlag: verlag die brotsuppe
Erscheinungsjahr: 2014, Biel/Bienne
Seitenanzahl: 128 Seiten
ISBN: 978-3-905689-51-8
Genre: Roman
Preis:  (D) € 21,00 | (CH) CHF 25,00

Rezension | Langenegger, Lorenz: Bei 30 Grad im Schatten

30 gradNicht nur bei 30 Grad im Schatten kann man diesen sprachlich anspruchsvollen Roman in einem Ruck durchlesen, sondern auch an einem kühlen Winterabend.  Die Stimmung von Jakob Werner, dem Protagonisten, ist nämlich eisig. Seine Frau Edith hat ihn verlassen und er ist, anstatt bei einer Konferenz, auf dem Weg nach Irgendwo – Hauptsache weg. Er trifft auf Jonas, der es sich zum Beruf gemacht hat, Stellengesuche zu schreiben und landet dann in einem Hotel in Griechenland.

Lagerkoller

Nach zehnjähriger Ehe könnte angenommen werden, dass sich die Ehepartner etwas mehr streiten, doch Langenegger findet mit seinen überaus feinfühligen Worten einen Weg, die stille Trennung richtig laut werden zu lassen. Die Sehnsucht Werners, endlich mal was anderes zu machen als seinem langweiligen Büroalltag zu frönen, wird zur Lebensaufgabe und das wiederum ist allzu verständlich.

Der Vorgänger des Romans, ‚Hier im Regen‘ (Jung und Jung, ISBN 978-3-902497-50-5), handelte ebenfalls schon von Jakob Werner und man darf gespannt sein, ob es eine Fortsetzung gibt. Zu wünschen wäre es, denn ‚Bei 30 Grad im Schatten‘ ist eine schriftstellerische Komposition eines jungen Schweizers, von dem man hoffentlich noch einiges lesen wird.

Buchdetails
Autor: Lorenz Langenegger
Titel: Bei 30 Grad im Schatten
Verlag: Jung und Jung
erschienen: im Februar 2014
Seitenanzahl: 144 Seiten
ISBN: 978-3-99027-048-6

Rezension | Behl, Anne-Kathrin: Matze vor, tanz ein Tor!

matze vor tanz ein tor
Die Fußball-WM ist ja jetzt wieder vorbei, doch das Thema bleibt aktuell, zumindest für Matze und seine Freunde. In der Schweizer Verlagsgruppe Orell Füssli ist ein wirklich wunderbares Buch über Freundschaft und Ausgrenzung erschienen. Es soll Mut machen, zu Dingen zu stehen, die vielleicht nicht jedem gefallen oder die als ‚uncool‘ gelten.

Wie schon das Titelbild verrät, tänzelt Matze (der Esel) vor dem Tor herum und schießt den Ball richtig hoch. Die Illustrationen und auch der Text der Autorin Anne-Kathrin Behl sind sehr detailreich. So gibt es im Buch einen veganen Hot-Dog-Stand, der treffenderweise von Schweinen betrieben wird. Dieses Bild wird präsentiert, als die Kinder ein Fußballturnier austragen wollen. Matze ist eigentlich gar nicht so an Fußball interessiert, er tanzt viel lieber Ballett. Doch als ein Spieler ausfällt, bleibt nur der liebenswerte Esel übrig. Ob er seiner Mannschaft noch zum Sieg verhelfen kann?

Das Lesealter ist für Kinder ab 4 Jahren angegeben, kann aber zum Vorlesen und Bilder anschauen auch schon früher eingesetzt werden, zumal die verschiedensten Tiere abgebildet sind. Eine sehr nette Kinderlektüre, die Mut macht!

Buchdetails
Autorin und Illustratorin: Anne-Kathrin Behl
Titel: Matze vor, tanz ein Tor
Verlag: atlantis bei Orell Füssli
erschienen: im Februar 2014
Seitenanzahl: 32 Seiten, gebunden
empfohlenes Lesealter: ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-7152-0675-2
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